Mittwoch, 26. August 2009

Dienstag: De zwarte Piet huurt ein Fiets

Lasst Euch nicht von dem Mittwoch täuschen, der da oben steht. Dieser Beitrag handelt von Dienstag, dem 25. August 2009. Das kann Zweitag aber ja nicht wissen... Also, denn, es sei:
Gespannt wie ein Flitzebogen war ich auf die erste Nacht in unserem Bungalow. Offenbar bin ich durch sechs Jahre Kerkrade schon an niederländische Behausungen gewohnt, denn der Schlaf war sehr erholsam. Mein Sohn war bereits um 6 Uhr wach. Er hatte keine Uhr im Zimmer, auf die er schauen konnte, ob er schon aufwachen darf. Doof, aber wir sind ja im Urlaub, da ist die Uhr im Laub und nicht im Zimmer. Ich sah noch keine Notwendigkeit und weigerte mich standhaft, aufzuwachen. Zumindest vor 8 Uhr. Sodann entschloss ich mich, einen Anbiß (holländisch: ontbijt) zu servieren. Die Holländer sind schlau, die behalten sich vor, das auch mal später zu sich zu nehmen. In Deutschland geht das nicht, sonst ist es ja kein Frühstück mehr. Der deutsche ist eben korrekt, und so deckte ich den Tisch ganz vorschriftsmässig und mit allen Schikanen, inklusive gekochten Scharreleieren. Eieren ist die richtige Bezeichnung bei drei Stück. Ein Ei, zwei Eier, drei Eieren, vier Eierenen, fünd Eierenenen usw...das ist zumindest meine Sprachtheorie. Muss noch rausfinden, ob sie stimmt. Genau wie die Boterhamworst, die ist mir auch schleierhaft. Der holländische Käse hat im Supermarkt übrigens eine besondere Eigenschaft: Je älter er ist, desto teurer wird er. Damit verhält er sich genau reziprok zu Frauen. Aber es heisst ja auch "DER Käse". Allerdings DIE Wurst. Mit der verhält es sich ja dementsprechend auch anders: Je älter sie wird, desto gammliger ist sie. Mein Vorhaben für den Tag ist, eine Methode herauszufinden, wie ich den altmodischen Gasherd entzünden kann, ohne mir die Finger zu verbrennen. Ich hatte dann auch recht schnell eine Lösung: Ich lasse meine Frau kochen! Leider war sie mit dieser Idee nicht einverstanden, dabei hat sie viel kürzere Finger, also weitaus weniger Hautfläche zum Verbrennen.
Nach einem ausgiebigem Frühstück mit Cerealien, Worst, Kaas, Eieren, Puntjes (ein Zwischending zwischen Teigling und Brötchen) und Douwe Egberts Koffie war das beetje ontbijt auch schon beendigd. Während meine Frau den Abwasch besorgte, saß ich aufs Klo und las eine halbe Stunde lang den Veranstaltungskalender. Das muss schliesslich auch jemand tun. Sonst wissen wir nachher gar nicht, was wir alles verpasst haben. Zum Beispiel Bingoabende oder "Kofferbakmarkten". In den Niederlanden bekommt jeder Mensch erst einen Daseinsberechtigungsschein, wenn er ein Fahrrad hat. Folglich war die erste Aufgabe, direkt einen fietsverhuur zu suchen. Fahrradzuhälter gibt es hier gottlob an jeder Ecke. Ich hatte beschlossen, auf den schwäbischen Zeitvertreib des ausgiebigen Preisvergleich zu verzichten (Der schwäbische Urlaubspreisvergleich dauert stets vom Eintreffen am Urlaubsort bis zum Abreisetag an, womit man am meisten gespart hat, weil man nie irgendetwas gekauft hat, da man ja vermutet hatte, es noch irgendwo billiger zu finden. Dafür hat man 4 Tankfüllungen verkutschiert, aber das zählt nicht!)
Ich hatte mich schnell für ein Velo mit Gangschaltung entschieden, da ich auch gerne Bergpässe fahre. Da ist eine solche doch sehr von Vorteil. Für meinen Sohn war es am wichtigsten, dass das Radl eine Klingel besitzt. Für die Leute in und um Callantsoog ebenfalls eine gute Entscheidung. Leider entschied sich das Wetter um die Mittagszeit, eine kleine Pinkelpause einzulegen. Da ich selbiger nicht in dieser Ausgedehntheit folgen konnte, besorgte ich schnell noch ein paar Heringe mit ä, um meinen Antennenmast endlich richtig aufbauen zu können. Schliesslich ist die erste drängende Frage an jedem Ort, ob auch der Inselsberg hereinkommt. Wird diese Frage mit "ja" beantwortet, befindet man sich in Europa. Bei "Nein" ist Australien wahrscheinlich. Aber nur, wenn es gerade keine F2 oder Es-Zehnfachhop-Ausbreitungen gibt. Zudem durfte ich dabei die Abspannschnüre entwirren, was zu meinen erklärten Lieblingsbeschäftigungen gehört und das gute PRIL konnte beweisen, dass es besser als PALMOLIVE ist und die Schmiere des Schiebmasten wieder von den Griffeln bekommt. Test bestanden, zumindest für das Pril. Der schauerige Nachmittag verstrich mit einem ausgiebigen Scan über das UKW-Radioband, was zahlreiche Stationen aus Grossbritannien, Belgien, Frankreich, Deutschland und sogar einige wenige aus den Niederlanden zutage brachte. 20dB Dämpfung sind wirksam, und da alle Oranje-Zenders vertikal polarisiert senden, kann man mit der horizontal aufgebauten Antenne wunderbar die anderen Länder abgrasen. Der Inselsberg war dann irgendwann auch vertreten, womit Noord-Holland auch nach Europa eingemeindet wird. Widerspruch zwecklos. Der Armstrong-Rotor bewährte sich auch dieses Mal wieder prächtig, das gute PRIL mit seiner Blume auch. Zwischendurch liess ein Espresso und die bereits erwähnten Jodenkoken die Lebensgeister und die Scanfinger wieder wach werden. Als ich die Wolken erfolgreich nach Brandenburg geschickt hatte, ins Land der leuchtenden Hausnummern, konnten wir endlich unsere erste kleine fietstour starten. Ich beschloss einstimmig mit mir, als einziger Mensch in unserer Familie mit der Fähigkeit, Landkarten zu lesen, durch die Dünen zu fahren, da ich doch die Bergtauglichkeit meines Dreigangrades (und die Berguntauglichkeit der anderen ganglosen Räder) beweisen musste. Höhere Berge konnte ich fürs erste nicht ausmachen, es muss aber zwei davon geben, da ich auf der Anreise einen Wegweiser "Bergen" gesehen habe. Ich werde an der Sache dranbleiben. Die Fietsroute führte idyllisch um das Kernkraftwerk Petten herum und fand ihr Ziel im gleichnamigen Ort. Dort leuchtete dann an unseren Mägen die Reservelampe auf und wir enterten einen gastronomischen Betrieb. Ich entschied mich dafür, toten Fisch zu essen, in der Form von Matjesheringen (diesmal mit E geschrieben, Heringe mit ä sind mir zu knusprig). Bei der Bestellung gab es etwas Verständnisschwierigkeiten, da ich ja vorzog, das Seeungeheuer am Stück zu verzehren. Im niederländischen bedeutet "stuk" dann aber wohl kleingeschnitten. Nun, letztendlich klappte es dann doch noch, den Fisch aus der ganzen in der Rasierhaltung einzunehmen. Kopf in den Nacken, Schwanz in die Flossen und dann um die Gräten herumknabbern...oder besser zutzeln. Was dem Münchner also seine Weißwurscht, ist dem Holländer sein Matjes. Dazu gönnte ich mir einmal patat frites mit Jopiesaus. Bei Jopie gilt ja bekanntlich auch: Je oller, je doller, und so schmeckte auch diese Saus vorzüglich. Den Verwesungsbeigeschmack habe ich mir nach Aussage meiner Frau nur eingebildet. Noch ist Jopie ja noch fidel und bereitet seinen nächsten Auftritt bei Wetten dass vor. Danach fuhren wir zurück, an zahllosen Feldern vorbei, auf denen wir in unserem Geiste die berühmten Tulpen aus Amsterdam erblühen liessen. Die Alternative wäre gewesen, zu warten, bis der Frühling kommt. Da zog ich doch die geistigen Blüten vor. Danach wollte ich noch gerne sehen, ob die rote Sonne nicht nur bei Capri, sondern auch in Sint Maartenszee im Meer versinkt. Es ist unglaublich, aber sie tut es tatsächlich. Vielleicht hat sie mittlerweile auch Schwierigkeiten, einen Capri zu finden. Die sind nämlich sehr selten geworden, sogar seltener als Mantas. Nachdem die Sonne abgesoffen war, gab es nicht mehr viele Gründe, die mich vom wohlverdienten Genuss einer Flasche Bier abhielten.Wobei es meine Frau versuchte, aber wie immer scheiterte. Naja, wie heisst es so schön: Auch der Versuch ist strafbar. Damit war schon der erste Urlaubstag in Noord-Holland vergangen.
Morgen wird es dann auch endlich eines der versprochenen Tondokumente geben...und Bilderkens!

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