Dienstag, 8. September 2009

Freitag: Schwimmen bei roter Fahne

Freitagmorgen wurde ich ausnahmsweise mal nicht vom Herumkrähen meines Sohnes (Westfriesische Bauernregel des Tages: Der Benedikt im Haus erspart den Gockelhahn)
aus den süßesen Träumen (von Jodenkoeken?) geholt, sondern vom krachtigen Wind, der über das fegte, was sich in einem holländischen Ferienbungalow Dach schimpft. Der Blick aus dem Fenster zeigte mir eine sich um 45° verneigende Antenne. Allerdings von mir weg, unhöfliches Ding! Wie ich mit Schrecken feststellen musste, hatte es einen Häring aus dem Sandboden gerissen, was mein geistiges und physisches Erwachen extrem beschleunigte. Ich rannte also notdürftigst bekleidet in den Garten, um geschwind den Antennenmasten einzufahren. Meine Frau meinte dazu nur lakonisch, die dort gerade mümmelnden Karnickel würden sich vermutlich ihr Leben lang nicht von diesem Schock erholen! Mein Sohn, derweil erwachet, feixte auch schon wieder in der Gegend herum. Mit Windkracht 7 und solch netten Familienmitgliedern brauchst Du im Urlaub keine Feinde mehr, nicht einmal Stechmücken. Zum Dank dafür briet ich auch noch Eier mit Speck zum Frühstück. Soll ihr Cholesterinspiegel doch bis zum Anschlag steigen! Nun, auch an diesem Freitag schafften wir wieder das Kunststück, vor 8 Uhr wach, aber erst nach 11 Uhr ausgehfertig zu sein. Ich werde den Blog vermutlich noch in "Die Entdeckung der Trantütigkeit" umbenennen.
Mein Sohn ließ indes nicht von mir und meinen Nerven ab, da er dringend das eigens besorgte Wasserlebenswesenauffanggerät (CASHER, sprich: KÄSCHER, Herr Benedikt, nicht KÖCHER!) ausprobieren musste. Sodann avancierte ich für 15 Minuten zum Hobbybiologen und versuchte, die auf dem Campingplatz vorhandenen Stillgewässer leerzufischen. Meine biologischen Rudimentärkentnisse (in der Schule Grundkurs gerade so durchgewürgt) reichten leider nicht zur Bestimmung von auch nur annähernd 1% der vorhandenen Arten aus. Es gab sehr viele aufgreget umeinander hüpfende Insekten, die mir irgendwie sehr suspekt waren und mit denen ich mich auf keinerlei Körperkontakt einlassen wollte. So waren letztendlich beide Arten glücklicher: Der Homo sapiens petriensis als auch der insektus dubiosus hoppicus. Einen Frosch konnte ich anhand seiner Glupschaugen allerdings unter den nach sorgfältiger Auswahl in einem Meßbecher Inhaftierten einwandfrei ausmachen (Farbe: grün mit schwarzen Punkten!), ebenso einen beliebigen Molch und ein diabolisch dreinschauendes bis zu den Zähnen bewaffnetes Raubtier, das ich spontan ohne Diskusssion zur Libellenlarve degradierte. Im Meßbecher drohten sich dramatische Szenen abzuspielen. Die Libellenlarve versuchte, den Frosch zu fressen...oder gar zu begatten? Dr. Grinzmek (oder wie der hieß) hätte es sicher gewusst, Heinz Sielmann auch, Peter Lustig wäre in die Bibliothek gegangen und zu den Naturschützern,hätte alles über Lurche herausgefunden, was in den letzten 2000 Jahren erforscht wurde, ich nicht. Nun, jedenfalls klammerte sich das Ungeheuer eine gute Zeitlang an Kermit fest, was dieser sichtlich nicht genoß. Vermutlich träumte er immer noch von Miss Piggy. Dem Molch war es einerlei und die Larve hatte an ihm auch kein Interesse. Doch letztendlich blieben doch alle wohlauf und wurden nach Präsentation zuhause wieder der Natur überdacht. Mich gelüstete es, selbst die (gedachten) Schwimmhäute auszubreiten und so schwangen wir uns wieder auf die Velos und strampelten gegen Windkracht 7 an. Die Holländer brauchen den Wind, da sie ja keine Berge haben. Ohne wäre das Radeln zu einfach und zu langweilig. Kopfschüttelnd wunderte ich mich beim Überziehen der Badehose über die rote Fahne, die da lustig herumflatterte. Wenn die SPD schon am holländischen Strand Wahlwerbung machen will, dann hätten sie doch auch gleich Justus Waldohreule (alias Frank-Walter S.) vorbeischicken können...oder Ulla, aber dann nur mit dem Dienstfahrrad. Ich vergnügte mich dann einige Zeit in den rollenden Wellen und schluckte so viel Wasser, dass mein Salzbedarf für die nächsten fünf Jahre gedeckt sein müsste. Als ich wieder den Wogen entstieg, machte mich ein lustiger (aber nicht fliegender) Holländer darauf aufmerksam, dass die rote Fahne für ein Badeverbot stehen würde. Ich hatte Mühe, ihm zu erklären, dass ich nicht badete, als Beweis hatte ich auch kein Quietscheentchen dabei, vielmehr schwamm ich und das Meer ist auch entgegen seinen Beteuerungen nicht gefährlich, zumindest nicht für Schwaben, die sich mit Wasser und den Gezeiten eben besser auskennen als ahnungslose Holländer! Fragt sich, warum die soviel Meer haben, wenn sie bei ein bisschen Wind Angst davor bekommen. Vermutlich muss ich noch viel patat oorlog oder speciaal essen, dachte ich so bei mir, bis ich auf den geistigen Stand eines Niederländers gelange und sowohl dessen Verhältnis zum Meer als auch seine Logik beim Strassenbau, der Streckenführung an Kreuzungen und der Beschilderung nachvollziehen kann! Ergo setzten wir uns dann in der Folge wie dämliche Otto-Normal-Touristen in den Sand, windabgewandt, und überlegten, was wir jetzt tun sollten, beschlossen aber, dass es schön ist. Denn am Strand ist es immer schön, im Urlaub sowieso das ist bekanntlich ein Axiom! Also war es schön und die Stunden vergingen wie in der Wartehalle des Flughafens...äääh...wie im Fluge, wollte ich schreiben. Ein freudscher Verschreiber, ich lasse ihn drinstehen! Da ein guter Urlauber im Urlaub erst einmal gar nix tut, taten wir eben dies mit grosser Hingabe, zwischendurch besorgten wir uns ein Eis...oder Fritten...ich weiss es nicht mehr. War auch nicht entscheidend. Wichtig war, die Kasse des Strandpavillons etwas aufzufüllen an diesem schlecht besuchten Tag. Der Kampf gegen die Wirtschaftskrise gehört nämlich auch oder sogar gerade im Urlaub zu den obersten Staatsbürgerpflichten. Nach diesen Strandeskapaden mussten wir wieder Albert Heijn einen Besuch abstatten, damit Benedikt sein wie versprochen sein Leibgericht, Spaghetti mit Spinat und Gorgonzola, bekam. Die Mühen wurden schliesslich damit belohnt, dass ich vehement, ausführlich und lautstark belehrt wurde, dass Oma dieses Gericht gaaanz anders kocht, und dass der Spinat nicht mit in die Soße dürfe. Ich beschloss, das auch weiterhin anders zu sehen und versuchte vergeblich meinem Sohn zu erklären, dass Oma nicht kochen kann. In der Türkei hätte dieses Familienmahl danach vermutlich in einer Messerstecherei geendet. Die Messer in holländischen Ferienbungalows sind dazu aber viel zu stumpf, somit sahen wir auch von Nachahmungen ab.
Am Abend schaffte ich es dann noch, den ersten Beitrag für das Hochschulradio fertig zu machen. Der Tag scheint im Urlaub noch weniger Stunden zu haben als sowieso schon. Konsequenterweise hing im Bungalow nirgendwo ein Zeitmesser, so dass dieser Umstand nicht ganz so augenscheinig wurde.

Donnerstag, 3. September 2009

VOLLE KRACHT

Windkracht 8 ist draussen angesagt. Es bläst und stürmt, und peitscht und macht und tut. De zwarte piet macht es jetzt dem Robert aus dem Struwwelpeter gleich und geht raus, an den Strand. Mal sehen, ob es ihn auch davonweht...ich glaube eher nicht, er nimmt nämlich wie immer keinen Schirm mit.

Dienstag, 1. September 2009

Donnerstag: Markttag in Schagen

Genug der Strandgammelei, genug des Radiorumdrehens und genug der Pedaltreterei!! Sind wir denn etwa zum Vergnügen hier? Heute ist Kulturprogramm angesagt. Eine der zahllosen Informationsbroschüren des VVV (sprich: Weh Weh Weh ... oh weh...) empfahl: Westfriesischer Markt in Schagen. Da mich schon immer brennend interessierte, wie schlimm die Friesen sind, dass das Meer seit ihrer Ankunft davongeschwommen ist und jetzt zweimal am Tag zurückkommt und guckt, ob sie noch da sind (Ergebnis: Positiv!), konnte ich mir dieses Spektakel freilich nicht entgehen lassen. Zudem musste ich mich davon überzeugen, ob die Friesen auch tatsächlich gebrauchtes Klopapier zum Verkauf anbieten. Den Weg nach Schagen (sprich S-CHagen, wobei das CH unbedingt so ausgesprochen werden muß, dass das Zäpfchen im Hals fast abreißt, also ungefähr so wie es ein Schweizer Chuchichästli ausspricht) bewältigten wir mit der arschbackenfreundlich mit der Motorkutsche. Damit der Tourist auch die Wohngebiete des Ortes kennenlernt und nicht nur das historische Zentrum, wurde man zum Parkplatz an den äussersten Rand des Städtchens geleitet. Obwohl ich auch in S-CHCHCHCHagen Filialen von ZEEMAN und anderen Textilverschleuderern gesehen habe, halten die Friesen gar nix von solch moderner Ausrüstung. Nein, sie gehen in ihren Originaltrachten auf den Markt und behaupten auch noch dreist, sie würden die Gewänder nur an solchen Anlässen tragen. Die können mir doch nicht erzählen, dass sie den Rest des Jahres sich nur Felle wie Fred Feuerstein umhängen! Vielleicht schlüpfen sie ja auch in ein Hasenkostüm und hopsen wie einst Ottilein über den Deich. Nichts genaues weiss man nicht, schliesslich sind es ja aber auch WESTfriesen, was einen kleinen, aber feinen Unterschied macht. Da der Wind hier an der Noordzeeküste ja meist von WEST nach OST weht, merke folgende Bauernregel: Pupst der Westfriese bei Windkracht 8 vom Deich, wirds dem Ostfriesen beim Tee sogleich ganz bleich
Die Friesen und alle anderen geschäftstüchtigen Menschen aus SCHCHCHCHCagen und Umgebung verkaufen im Sommer jeden Donnerstag allerlei Nippes und Sammlerstücke an Touristen und vielleicht auch Einheimische, lassen Drehorgeln spielen und stellen bärtige Männer in Seemannsgewand vor die Kirche und lassen diese "Rolling home" singen. Konnte Freddy Quinn auch, warum also auch nicht. In einem Bauernhausmuseum zeigen sie einem dann noch, dass sie im Schrank schlafen, damit keiner von aussen durch die vorhanglosen Fenster zugucken kann, wenn sie poppen gehen. Das wär nämlich unanständig. Und umso reicher sie sind, desto höher schlafen sie, weil unterm Bett die Kartoffeln und die Schätze liegen. Piets Schlussfolgerung: Der reichste Edelmann des Ortes schlief also immer im Storchennest auf dem Kamin. Pech nur, wenn die Magd am Morgen zu früh den Ofen anfeuerte. Die Reichsten konnte man also auch an den Brandflecken am Allerwertesten ausmachen. Ob davon wohl das Sprichwort "die Hosen runter lassen" kommt??
Irgendwann begann in meinem Magen auch ein Chor zu singen, es waren die Knurrhähne, und die schrieen: Patat special tweede oorlog, Vleeskroket und Poffertjes. Der Fettgehalt war nach diesem Strassenmahl für die nächsten 2 Jahrhunderte gedeckt. Holländische Bauernregel 2 für heute: Vitamin F macht dich zum Chef. Nachdem wir uns im VOORDEELMARKT sehr zu unserem Vorteil für den nächsten oorlog eingedeckt hatten, konnte es wieder nach Hause gehen, wo wir uns zu Tee und Jodenkoeken niederliessen. Dass wir uns zu den Kuchen auch noch Judenwitze erzählten, muss ich allerdings vehement von mir weissen.

Freitag, 28. August 2009

Mittwoch: Piet am Strand

Gelobt sei, was hart macht, gilt in Holland. Zum Beispiel die harten Sättel der Hollandräder. Die spürten wir morgens schon am Hintern, obwohl wir doch gestern nur 10km geradelt waren. Na, da hilft nur weiterradeln. So entschlossen wir uns, das perfekte Strandwetter auszunutzen. Egal, wie sehr der Wolf in den Allerwertesten beisst, ab in die Pedale nach Callantsoog. Das sind vom Sankt Martin seinem Zeh (was der hier alles hat, der Sint Maarten: Eine Brücke, eine flotte Brücke und dann auch noch einen großen Zee!) aus geschätzte sechs Kilometer. Höhenunterschied nicht nennenswert. Entscheidender beim Radeln ist hier die Windrichtung. Morgens ging es mit dem Wind, also easy going. Auch hier, an einem der vielen Strandaufgänge wieder die obligatorischen Fietsparkplätze. Nun konnte den zwarten Piet nichts mehr aufhalten, nix wie rein in die Wellen. So stark hatte ich die Strömung noch nirgends erlebt. Da gerade Flut kam, war es praktisch, man wurde so immer wieder ans Ufer zurückgespült und bekam ab und an einen Vollwaschgang in Form einer Welle. Ergebnis der Verkostung: Noordzeewasser schmeckt wie Mephisto-Sprudel. Wenn das Wasser wieder ade sagt, weil es genug von den Holländern hat, was regelmässig vorkommen soll, dann sieht es wohl anders aus. Dann muss einer warten, bis die Flut wieder kommt...
Nun, Platz war genug im Wasser, es gibt merkwürdigerweise Menschen, die ans Meer fahren, aber nicht schwimmen gehen. Könnten eigentlich daheim bleiben, dann hätte ich noch mehr Platz. Der Strand war so oder so nicht sehr ausgbiebig besucht. Wie sich die Strandpavillons, die im Abstand von 50-100m aufgereiht standen, alle halten können, erscheint fraglich. Entweder ist im Winter hier die Hölle los, weil alle zum Skifahren auf den Dünen anrücken oder sie sind selbst ihre besten Kunden. Weiter oben stand "Paal 13", das ganze ist also durchnumeriert wie am Ballermann. Wie schön! Mein Sohn zog es vor, irgendwann alleine eine Strandtour zu unternehmen. So hatte die Badeaufsicht dann auch noch einen Einsatz. Er hatte sich in den FKK-Bereich verdrückt, und das in voller Montur. Hernach ging es zurück, der obligatorische Nachmittagsespresso wurde aufgebrüht und nun kamen wieder Armstrongrotor und Kenwood-Tuner zum Einsatz. Die Scan-Liste füllt sich allmählich. Da wir heute abend noch Hunde anschauen wollten, gab es ein schnelles Gericht. Miracoli hatte dann auch mal wieder sehr gut gekocht. Da die Seehunde ihre Körbchen im Meer haben, mussten wir mit dem Schiff hin tuckern. Während wir uns fragten, wer mit den ganzen Robbies wohl gassi geht, musste der Kapitän eine Schleife drehen. Die Wasserpolizei war nämlich unterwegs und passte auf, dass er nicht zu dicht ranfuhr. Müssen wohl gefährlich sein, diese Hunde. Im Fernglas betrachtet sehen sie allerdings harmlos aus. Bevor ich noch Lust auf Chili con cane die mare bekam, lief das Schiff dann auch schon wieder im Hafen ein, während die Sonne mal wieder ein Bad im Meer nahm. Ob mit oder ohne Schaum, konnte ich nicht erkennen.

Mittwoch, 26. August 2009

Dienstag: De zwarte Piet huurt ein Fiets

Lasst Euch nicht von dem Mittwoch täuschen, der da oben steht. Dieser Beitrag handelt von Dienstag, dem 25. August 2009. Das kann Zweitag aber ja nicht wissen... Also, denn, es sei:
Gespannt wie ein Flitzebogen war ich auf die erste Nacht in unserem Bungalow. Offenbar bin ich durch sechs Jahre Kerkrade schon an niederländische Behausungen gewohnt, denn der Schlaf war sehr erholsam. Mein Sohn war bereits um 6 Uhr wach. Er hatte keine Uhr im Zimmer, auf die er schauen konnte, ob er schon aufwachen darf. Doof, aber wir sind ja im Urlaub, da ist die Uhr im Laub und nicht im Zimmer. Ich sah noch keine Notwendigkeit und weigerte mich standhaft, aufzuwachen. Zumindest vor 8 Uhr. Sodann entschloss ich mich, einen Anbiß (holländisch: ontbijt) zu servieren. Die Holländer sind schlau, die behalten sich vor, das auch mal später zu sich zu nehmen. In Deutschland geht das nicht, sonst ist es ja kein Frühstück mehr. Der deutsche ist eben korrekt, und so deckte ich den Tisch ganz vorschriftsmässig und mit allen Schikanen, inklusive gekochten Scharreleieren. Eieren ist die richtige Bezeichnung bei drei Stück. Ein Ei, zwei Eier, drei Eieren, vier Eierenen, fünd Eierenenen usw...das ist zumindest meine Sprachtheorie. Muss noch rausfinden, ob sie stimmt. Genau wie die Boterhamworst, die ist mir auch schleierhaft. Der holländische Käse hat im Supermarkt übrigens eine besondere Eigenschaft: Je älter er ist, desto teurer wird er. Damit verhält er sich genau reziprok zu Frauen. Aber es heisst ja auch "DER Käse". Allerdings DIE Wurst. Mit der verhält es sich ja dementsprechend auch anders: Je älter sie wird, desto gammliger ist sie. Mein Vorhaben für den Tag ist, eine Methode herauszufinden, wie ich den altmodischen Gasherd entzünden kann, ohne mir die Finger zu verbrennen. Ich hatte dann auch recht schnell eine Lösung: Ich lasse meine Frau kochen! Leider war sie mit dieser Idee nicht einverstanden, dabei hat sie viel kürzere Finger, also weitaus weniger Hautfläche zum Verbrennen.
Nach einem ausgiebigem Frühstück mit Cerealien, Worst, Kaas, Eieren, Puntjes (ein Zwischending zwischen Teigling und Brötchen) und Douwe Egberts Koffie war das beetje ontbijt auch schon beendigd. Während meine Frau den Abwasch besorgte, saß ich aufs Klo und las eine halbe Stunde lang den Veranstaltungskalender. Das muss schliesslich auch jemand tun. Sonst wissen wir nachher gar nicht, was wir alles verpasst haben. Zum Beispiel Bingoabende oder "Kofferbakmarkten". In den Niederlanden bekommt jeder Mensch erst einen Daseinsberechtigungsschein, wenn er ein Fahrrad hat. Folglich war die erste Aufgabe, direkt einen fietsverhuur zu suchen. Fahrradzuhälter gibt es hier gottlob an jeder Ecke. Ich hatte beschlossen, auf den schwäbischen Zeitvertreib des ausgiebigen Preisvergleich zu verzichten (Der schwäbische Urlaubspreisvergleich dauert stets vom Eintreffen am Urlaubsort bis zum Abreisetag an, womit man am meisten gespart hat, weil man nie irgendetwas gekauft hat, da man ja vermutet hatte, es noch irgendwo billiger zu finden. Dafür hat man 4 Tankfüllungen verkutschiert, aber das zählt nicht!)
Ich hatte mich schnell für ein Velo mit Gangschaltung entschieden, da ich auch gerne Bergpässe fahre. Da ist eine solche doch sehr von Vorteil. Für meinen Sohn war es am wichtigsten, dass das Radl eine Klingel besitzt. Für die Leute in und um Callantsoog ebenfalls eine gute Entscheidung. Leider entschied sich das Wetter um die Mittagszeit, eine kleine Pinkelpause einzulegen. Da ich selbiger nicht in dieser Ausgedehntheit folgen konnte, besorgte ich schnell noch ein paar Heringe mit ä, um meinen Antennenmast endlich richtig aufbauen zu können. Schliesslich ist die erste drängende Frage an jedem Ort, ob auch der Inselsberg hereinkommt. Wird diese Frage mit "ja" beantwortet, befindet man sich in Europa. Bei "Nein" ist Australien wahrscheinlich. Aber nur, wenn es gerade keine F2 oder Es-Zehnfachhop-Ausbreitungen gibt. Zudem durfte ich dabei die Abspannschnüre entwirren, was zu meinen erklärten Lieblingsbeschäftigungen gehört und das gute PRIL konnte beweisen, dass es besser als PALMOLIVE ist und die Schmiere des Schiebmasten wieder von den Griffeln bekommt. Test bestanden, zumindest für das Pril. Der schauerige Nachmittag verstrich mit einem ausgiebigen Scan über das UKW-Radioband, was zahlreiche Stationen aus Grossbritannien, Belgien, Frankreich, Deutschland und sogar einige wenige aus den Niederlanden zutage brachte. 20dB Dämpfung sind wirksam, und da alle Oranje-Zenders vertikal polarisiert senden, kann man mit der horizontal aufgebauten Antenne wunderbar die anderen Länder abgrasen. Der Inselsberg war dann irgendwann auch vertreten, womit Noord-Holland auch nach Europa eingemeindet wird. Widerspruch zwecklos. Der Armstrong-Rotor bewährte sich auch dieses Mal wieder prächtig, das gute PRIL mit seiner Blume auch. Zwischendurch liess ein Espresso und die bereits erwähnten Jodenkoken die Lebensgeister und die Scanfinger wieder wach werden. Als ich die Wolken erfolgreich nach Brandenburg geschickt hatte, ins Land der leuchtenden Hausnummern, konnten wir endlich unsere erste kleine fietstour starten. Ich beschloss einstimmig mit mir, als einziger Mensch in unserer Familie mit der Fähigkeit, Landkarten zu lesen, durch die Dünen zu fahren, da ich doch die Bergtauglichkeit meines Dreigangrades (und die Berguntauglichkeit der anderen ganglosen Räder) beweisen musste. Höhere Berge konnte ich fürs erste nicht ausmachen, es muss aber zwei davon geben, da ich auf der Anreise einen Wegweiser "Bergen" gesehen habe. Ich werde an der Sache dranbleiben. Die Fietsroute führte idyllisch um das Kernkraftwerk Petten herum und fand ihr Ziel im gleichnamigen Ort. Dort leuchtete dann an unseren Mägen die Reservelampe auf und wir enterten einen gastronomischen Betrieb. Ich entschied mich dafür, toten Fisch zu essen, in der Form von Matjesheringen (diesmal mit E geschrieben, Heringe mit ä sind mir zu knusprig). Bei der Bestellung gab es etwas Verständnisschwierigkeiten, da ich ja vorzog, das Seeungeheuer am Stück zu verzehren. Im niederländischen bedeutet "stuk" dann aber wohl kleingeschnitten. Nun, letztendlich klappte es dann doch noch, den Fisch aus der ganzen in der Rasierhaltung einzunehmen. Kopf in den Nacken, Schwanz in die Flossen und dann um die Gräten herumknabbern...oder besser zutzeln. Was dem Münchner also seine Weißwurscht, ist dem Holländer sein Matjes. Dazu gönnte ich mir einmal patat frites mit Jopiesaus. Bei Jopie gilt ja bekanntlich auch: Je oller, je doller, und so schmeckte auch diese Saus vorzüglich. Den Verwesungsbeigeschmack habe ich mir nach Aussage meiner Frau nur eingebildet. Noch ist Jopie ja noch fidel und bereitet seinen nächsten Auftritt bei Wetten dass vor. Danach fuhren wir zurück, an zahllosen Feldern vorbei, auf denen wir in unserem Geiste die berühmten Tulpen aus Amsterdam erblühen liessen. Die Alternative wäre gewesen, zu warten, bis der Frühling kommt. Da zog ich doch die geistigen Blüten vor. Danach wollte ich noch gerne sehen, ob die rote Sonne nicht nur bei Capri, sondern auch in Sint Maartenszee im Meer versinkt. Es ist unglaublich, aber sie tut es tatsächlich. Vielleicht hat sie mittlerweile auch Schwierigkeiten, einen Capri zu finden. Die sind nämlich sehr selten geworden, sogar seltener als Mantas. Nachdem die Sonne abgesoffen war, gab es nicht mehr viele Gründe, die mich vom wohlverdienten Genuss einer Flasche Bier abhielten.Wobei es meine Frau versuchte, aber wie immer scheiterte. Naja, wie heisst es so schön: Auch der Versuch ist strafbar. Damit war schon der erste Urlaubstag in Noord-Holland vergangen.
Morgen wird es dann auch endlich eines der versprochenen Tondokumente geben...und Bilderkens!

Montag, 24. August 2009

De zwarte Piet düst durch Holland

Wer mich kennt, verzweifelt daran, und fragt sich: Will der überhaupt wegfahren? Es geht darum: Das Packen verdränge ich vor dem Urlaub immer so lange wie möglich, da es eine von mir recht verhasste Tätigkeit ist und ich es fürchterbar finde, auf gepackten Koffern zu leben. So fiel die Packerei auch diesmal wieder komprimiert auf die Stunden vor der Abfahrt. Ausserdem ist das spannender, es sorgt so richtig für die hektische, unharmonische Stimmung, die man als Deutscher halt so braucht und man kann sich sogar im Urlaub noch richtig schön ärgern, weil man Sachen vergessen hat. Natürlich die immens wichtigen, ohne die ein Urlaub undenkbar ist. Häringe zum Antennenabspannen zum Beispiel, oder Klarsichthüllen zum Transport von Frequenzlisten, oder 60-Liter-Müllsäcke mit Zugband. Zudem kurbelt diese Methode die Wirtschaft am Zielort an, da ich dann immer diese Gegenstände dort nachkaufen muss. Ergo: Die Methode hat sich bewährt, es gibt keinen vernünftigen Grund, sie zu ändern. Immerhin habe ich den Frevel begangen, und habe bereits am Samstag (viel zu früh, und auch noch mehr als 1 Stunde vor Ladenschluß) schon ein löbliches Antennenkabel mit BNC-Steckern bei TH-Elektronik in Aachen besorgt, so dass wenigstens, auch wenn sonst alles schief geht, die Radiolauscherei gesichert ist. Wozu fährt man schliesslich in den Urlaub (Ach ja, das besagte Käblein gibt es dort übrigens komplett für 16,90€)
Etwa 3/4-voll beladen (wir MUSSTEN also etwas vergessen haben) startet der graue Touran dann gegen 13:30. Die Fahrt über Eindhoven und elegant an Amsterdam und Haarlem vorbei verläuft ohne jegliche besondere Vorkommnisse. Beim Autofahren ist mir sowas immer recht, kann sehr gut verzichten auf z.B. "file" (sprich wie schreib: Die genügsamen Holländer haben gar kein eigenes Wort für Stau erfunden, sie beschreiben einfach, was sie sehen: VIELE! [Autos]. Einen klitzekleinen FILE erwischen wir aber dennoch. In einem Land, das platter ist als der Hintern eines magersüchtigen Affen, werden einem während der Kutschierdienste sowieso kaum grössere Augenfreuden geboten. Das hat Vorteile, da Sonntagsfahrer der Zielgruppe 70plus bzw. 5TagevorScheintot nicht wähend der Lenktätigkeit der vermutlich ob der Fahrkünste schon an Herzinfarkt dahingeschiedenen Begleitperson wild gestikulierend Sehenswürdigkeiten zeigen können. Das Kehlsteinhaus zum Beispiel. Nein, keine Führerbauten. Links ein paar Kühe, rechts ein paar Schafe. Hin und wieder Häuser, ältere, neue und hypermoderne, auch solche, bei denen man sich fragt, ob sie ausser Design, das ausschliesslich avantgardistisch veranlagte Architekturstudenten ab dem 16. Semester anspricht, auch noch eine andere Funktion haben. Mehr Sign als Sein also. Brücken gibt es auch in Hol-Land, ab und zu sogar Wasser, unter der Brücke oder auch neben der Strasse und hier und da mal ein Sendemast. Die grösste Attraktion der Fahrt, die Landmarke schlechthin dürfte also LOPIK gewesen sein, bzw. der Gerbrandytoren.

Dieses Gerät, ein abgespannter Gittermast, 367 Meter hoch, aufgesetzt auf einen Betonturm, dürfte auch dem funktechnisch desinteressierten Normalmenschen auffallen, zumal man ziemlich direkt dran vorbeifährt. Zu Weihnachten wird dieses Mästlein dann immer beleuchtet. So kann sich der Holländer den Christbaum im Vorgarten sparen. Ein Blick zum Sendemast, und schon kommt ihm "Oh Du fröhliche" über die Lippen. Ist ein pawlowscher Reflex. Deshalb hängen Holländer übrigens auch keine Vorhänge ans Fenster. Sonst könnten sie ja den Weihnachtsbaum ja nicht sehen. Und für die restlichen paar Tage im Jahr lohnt sich die Anschaffung von Gardinen bei diesen Fenstergrössen sowieso nicht. Man kann die Fenster ja meist eh nicht öffnen. Man braucht sie also nur verdrecken zu lassen, dann kann auch keiner mehr reingucken. Schon wieder was gespart. Da wird der Schwabe neideisch, heidanei!
Da die Strassen, bis auf einige Abbiegungen mehr oder weniger gerade verlaufen, kann man sich ablenken, indem man etwas, naja, was auch sonst, das Radio durchs UKW-Band jagt. Mittlerweile wird allerdings auch in den Niederlanden das Radioprogramm immer einheitlicher. Schmerzlich vermisst habe ich die Formate von Arrow und City FM. Die Überschneidungen der anderen Privatradios sind in musikalischer Hinsicht recht gross. Zudem belästigen einen manche dieser Hitschleudern mit einem infernalischen Lärm. Nein, von Sound möchte ich bei Kuh-Musik, Slam FM oder Wild FM nicht mehr reden. Was da in den Äther gepumpt wird, grenzt an massive Körperverletzung. "Sky and sand", diese so schön mystische Dance-Nummer war bei Schlamm FM einfach nur unerträglich. Bass in Massen vorhanden, aber eher von der Marke Dauerdröhnen und die Höhen einfach nur verzerrt und zischelnd. Dynamik? Fehlanzeige. Den Vogel abgeschossen hat dann aber noch Zaan FM, so ein kleiner Lokalsender zwischen Amsterdam und Haarlem. Ich weiß nicht, was die alles falsch verdrahtet haben: Laufzeitunterschied zwischen den Kanälen? Phasenverdreht? Man hört fast keinen Gesang, der Klang schwebt zwischen den Lautsprechern hin und her und die Lautstärke und das Frequenzbild ändert sich ständig. Irgendwas läuft da in der Technik Amok. Pfeift also auf dem letzten Loch, der hohle Zaan.
Insgesamt ist das niederländische Radio aber dennoch eine Oase gegen die bundesdeutsche Dudeley: Es ist mehr Action drin, mehr Drive, flottere Musik insgesamt. Auch die öffentlichen Omroepen hören sich nicht so nach Behördenfunk mit Ärmelschoner an wie WDR und Co.
Nun ja, nachdem ich das Radio geschätzt 500 mal das UKW-Band rauf und runter gejagt habe, und mich dabei um Alkmaar rum fast noch verfahren hätte, sind wir dann auch schon da. Sint Maartensvlotbrug sagt das Schild. Ha! Direkt die erste Aufgabe für den rasenden Reporter morgen. Ich muss die flotte Brücke finden! Was ist das eigentlich, eine vlote brug? Flott angestrichen? Flott gebaut und flott wieder zusammengebrochen? Oder hat die nur den flotten Otto? Fragen, die mir jetzt noch keine Ruhe lassen. Sint Maartenszee (juhuu, ich kann mir den Namen jetzt merken, falls ich hier mal verloren gehe oder "mich nicht mehr kenne", um eine Aachener Redensart zu rezipieren) freilich ist gar kein Dorf, sondern eine Ansammlung von Campingplätzen und Bungalowdörfern direkt vor den Dünen. Der dritte Platz an der Strasse war dann auch der richtige.
Typisch holländisch: Die Häuschen dicht an dicht gebaut, aber trotzdem irgendwie nett. Innen Backsteinidylle, unverputzte Wände also, aussen Grünbereich...oder eher schütteres Braun? Geregnet hat es hier jedenfalls länger nicht. Der Sandboden staubt. Das lässt hoffen, in wettertechnischer Hinsicht. Und so lange die Amis nicht merken, dass Holland eigentlich ein Wüstenstaat ist, kann ja eignetlich nix schiefgehen. In der Bude? Alles da. Fernseher, DVD, sogar eine richtige Küchenmaschine, einen Toaster, Zitruspresse, Kaffeemaschine und Espressokocherlein. Ich habe schon Urlaube in Feriendomizilen verbracht, wo nicht EINER dieser Gegenstände vorhanden war. Deshalb zähle ich das jetzt auf. Die erweiterte Aufzählung von Geschirr, Besteck etc. werde ich dann vielleicht in einem kostenpflichtigen, passwortgeschützten Bereich unterbringen. Für die wahren Fans. Ob ich exklusiv für brandenburgische DauersPAMmer aus dem Radioforum auch den Toilettenpapierverbrauch in Blatt/Sitzung dokumentiere, weiss ich noch nicht.
Nachdem die Sachen verstaut sind und mein Sohn schon den Sandkasten hinterm Bungalow mit seinen Sandelsachen in Beschlag genommen hat, düse ich noch zum Albert Hijn nach Callantsoog (der nächstgelegene tatsächliche Ort, etwa 5km entfernt). Mehr als 20 Parkplätze hat man dort nicht für nötig befunden, was für chaotische Zustände sorgt. Ich hatte dann beim Rangieren auf dem Gelände gleich noch ein Velo plattgemacht...ohne Fietser, also nur ein abgestelltes, gottlob. Und, wie gut für die Urlaubskasse, das Ding hat es überlebt, nicht mal ein Kratzer war zu sehen. Hollandrad halt, robust und unkaputtbar. Nach dem Motto: Was nicht dran ist, kann auch nicht kaputtgehen! Schnell wieder hingestellt, das Radl und mich dann durch Massen von Touristen (Ich HASSE Touristen, garstiges Volk, das!) zu Gemüse, Milch, Käse, Fleisch gequält, und was der geneigte Urlaber sonst noch so braucht. Albert Hijn ist übrigens einer der grössten Supermärkte in den Niederlanden, die Angebotspalette kommt aber über die eines deutschen Nahkauf kaum hinaus. Lediglich bei Lakritz ist die Vielfalt erschlagend. Bei Brot dagegen hat man die Wahl zwischen Schlabberbrot ohne und Schlabberbrot mit Körnern. Naja, jedes Land setzt seine Prioritäten...gut und günstig ist dagegen Gemüse, tlw. auch Milchprodukte. Fleisch dagegen ist teurer, eine Bedientheke gibt es nicht, alles verschweisst. Naja, vielleicht die Tage doch mal einen Metzger aufsuchen? Weitere Shoppingeskapaden ersparen ich mir aber am ersten Abend. Wichtigere Dinge stehen an: Das Essen (ich pass mich den ortsüblichen Gewohnheiten an und brutzle Bami Goreng, auf die niederländische Fix- und Foximethode. Das Fleisch musste ich immerhin noch schnippeln, alles andere war "kanteklaar", also zum in den Topf schmeissen. Gemundet hat es trotzdem. Dann wartete noch DIE Tat des Tages auf mich: Aufbau des Antennenmastens. Shit! Häringe vergessen! Auf die Einkaufsliste gesetzt. So lässt sich der Mast, nicht abgespannt, vorerst nur auf etwa 5 Meter ausfahren. Die vollen 367 Meter gibts also erst morgen...oder waren es doch nur 10? Schade, ich hätt gern den Gerbrandyturm...nur mit dem Kabel müsst ich mir da was einfallen lassen. Knapp 400 Meter verlustfrei...eine anspruchsvolle Aufgabe!! Bis das gelöst ist, begnüge ich mich mit dem tarngrünen NVA-Masten. Fügt sich in die Umgebung ein und läuft wunderbar...also die Schiebeelemente, meine ich. Ansonsten steht er. Wie ne Rechtshänder-Eins. Also mit leichter Neigung nach rechts. Nun aber noch ans Meer. Das kann einfach nicht bis morgen warten. Zu was fährt man ans Meer, wenn man denn nicht auch hingänge. Oder hinein, noch besser. Pack die Badehose ein, und dann nüscht wie durch die Dünen. Etwa 1,5km Fußweg sind es, dann auf einmal, nach etwa 2000 Fahrradständern, tatsächlich: Wasser! So weit das Auge reicht, darüber das Abendrot, irgendwo am Rand, da wo das Wasser hinten runter fällt von der Scheibenwelt, ein paar Lichter. Die Meeresbegrenzung wahrscheinlich, muss ich morgen mal hinschwimmen. Hoffentlich fall ich nicht auch runter. Mit dem Wasser! Mein Sohn meint, das seien wohl nur Schiffe. Ich bin mir sicher, dass es England ist. Das liegt doch auch irgendwo da draussen im Wasser. Wenn Flut ist, wird es enger als bei Ebbe. Jedenfalls ist am Strand jetzt Platz genug. Im Wasser ist noch mehr Platz. Wäre ja schade, wenn man das nicht ausnutzen würde. Da es schwül ist und windstill (Windstill am Meer, wann gibt es das schon mal, und in Holland auch noch.) Die Windmüller machen keinen Reibach heute, so viel ist sicher. Man muss sich das vorstellen. Da will einer einen Sack Wind kaufen, Typ 550 vielleicht auch noch, und die Windmühle kann gar keinen mahlen, eil keiner da ist. Doof, so was. Naja, und Strom gibts dann auch keinen, von den modernen Windmühlen. Wie gut, dass es noch das Kernkraftwerk Petten gibt, das, im Fußlaufabstand gelegen, gelb ausgeleuchtet herüberstrahlt. Sonst würden wir jetzt noch im Dunklen sitzen, nachdem das Meer die Sonne ausgelöscht hat. Ich tausche meine Schweißschicht gegen eine Salzkruste aus frischem Meerwasser und dann geht es zurück. In den Dünen herrscht Krötenwanderung. Mein Sohn aber ist überzeugt, es seien dicke fette Kellerasseln. Weil Kröten ja hüpfen, die aber sind gekrabbelt. Das hat einen anderen Grund. Hüpfen ist in den Dünen für Kröten sicher nach 22 Uhr verboten. Steht bestimmt auf dem 20 Meter langen Schild, das erzählt, was alles NICHT ERLAUBT ist. Vielleicht kommt mal einer auf die Idee, das Schild auszutauschen. Gegen eines, auf dem steht, was alles NICHT VERBOTEN ist. Das Schild wäre vermutlich viel viel kleiner. Wäre aber schlecht für die Verbotsschilderbranche. Das würde dann wieder Arbeitsplätze kosten, und das in der Wirtschaftskrise. Lassen wir das lieber. Die Wirtschaftskrise beseitigen wir heute auch nicht mehr, denn der Strandpavillon hatte ja auch schon geschlossen. So gibt es den wohlvedienten Nachtisch zu Hause, im idyllischen Backsteinbungalow. Rijstepap
und Jodenkoek-Nachtisch
(Jodenkoek ist eine Spezialität aus Alkmaar. http://nl.wikipedia.org/wiki/Jodenkoek . Diesen Butterkeks muss man einmal probiert haben. So locker und lecker würde der Herr Bahlsen sicher auch gerne backen...) Hernach baue ich dann mal die Technik auf, damit das Kraftwerk da drüben die Kerne nicht für die Katz spalten und fusionieren muss. Wieder einmal ärgere ich mich über die sparsame Anbringung von Steckdosen in niederländischen Häusern und muss wieder einmal eine Mehrfachsteckdosen-Affenschaukel verlegen. Kennen wir ja schon. Zwarte-Piet-Urlaub nur echt MIT!! Was sagt der Kenwood? Die Pegel auf UKW sind etwas schwach...an der Windflaute wirds wohl nicht liegen. Berge sind nicht allzu zahlreich im Weg. (Dafür hatte mein Sohn auch eine Theorie: Die hat damals ein Wikinger richtig kräftig platt gehauen, und die Brocken davon sind ins Meer gefallen! Deshalb gibt es auch keine Felsen in Holland. Ob das damals einen Tsunami verursachte, ist allerdings nicht überliefert!) Also, wo steckt der Tatzelwurm? Liegts am Balun, ist was oxidiert? Oder reichen die 5 Meter einfach nicht? Muss ich doch die NOZEMA kommen lassen, damit sie mir einen Turm bauen? Auf der Düne gingen immerhin mehrere Frequenzen aus England, mit dem kleinen Degen-Weltempfänger, wohlgemerkt.(Waren also doch England, die Lichter, wusste ich ja gleich!) Das hat man auch gleich gehört: Oh, ein Sprecher ohne Rachenkrankheit!) Nun ja, noch das Zwischennetz aktiviert, das mich 30 Euro kostet für die zwei Wochen, und jetzt hier geblökt...oder wie das so auf neuweb2.0-isch heisst. Und damit ist Ruhe im Block für heute. Meine bessere Hälfte sägt neben mir schon die Küstenwälder ab...Zeit, gute Nacht zu sagen.

Samstag, 22. August 2009

Peter packt die Sachen

Nachdem ich nun schon seit 6 [in Worten: SECHS] Jahren in dem Land residiere, in dem jeder Maulwurfshügel ein Gipfelkreuz trägt und der Käse nach Reifestadium unterschieden wird, wird es nun Zeit, einmal wirklich HOLLAND kennenzulernen. Denn Kerkrade respektive Zuid-Limburg ist ja nicht HOLLAND, sondern LIMBABWE! Dort wird ein Dialekt gesprochen, der dem Deutschen näher steht als dem Hoch-Niederländischen, es gibt Hügel, die höher sind als der Deich, und die Leute sind auch noch katholisch. Und Meer gibt es auch keins. Windmühlen nur vereinzelt, und Käseräder habe ich auch noch keine gesehen. Tulpenfelder schon gar nicht.
Das muss sich ändern!
Ab Montag werde ich also in die zomervakantie starten. Viele Leute haben mich schon gefragt: "Wohin denn"? In Ermangelung des Ortsnamens in meinem Arbeitsspeicher habe ich dann gesagt: Nach Holland. Noord-Holland, mit zwei O! Ganz hoch, bis es nicht mehr weiter geht!
Das stimmt auch so ungefähr. Die genaue Bezeichnung lautet "Sint Maartenszee". Kennt keine Sau. Zumindest in meiner Umgebung. Lässt hoffen, dort NICHT auf Nachbarn, Horst Horstovich und andere unliebsame deutsche Urlauber zu treffen.
Ich bin Geograph, solche brauchen eine Landkarte, die will ich Euch nicht vorenthalten:
http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=sint+maartenszee&sll=51.151786,10.415039&sspn=19.842079,39.506836&ie=UTF8&ll=52.793524,4.688802&spn=0.018632,0.038581&t=h&z=15
Wer jetzt sagt: "Das sieht ja aus wie auf dem Reissbrett geplant", dem kann ich sagen: Das sieht nicht nur so aus, das ist es auch. Mehr oder weniger ganz Holland wurde am Reissbrett geplant. Es heisst ja nicht umsonst Hol-land. Die haben sich das Land vom Meer geholt, trocken gelegt und dann bebaut. Und dementsprechend sieht es halt auch aus. Von oben so ein bissl wie Sim City! Aber es gibt ja Meer, und Dünen, und ein paar (relativ) alte Städtchen auch. Denn die Holländer haben schon früh angefangen mit dem Landholen. Jetzt verteidigen sie es und stehen schon wieder am Reissbrett, um schwimmende Wohnorte zu entfernen für die Zeit nach dem Tag, an dem sich das Meer das Land wieder zurückholt. Glaubt man den Klimawandel-Apokalyptikern, dauert das ja nicht mehr lang. Höchste Zeit, sich das also noch mal anzugucken, bevor man Amsterdam und Umgebung nur noch per Tauchgang bewundern kann. Und so ein paar Sachen muss ich ja auch mal ausprobieren: Wie wird der Käse zum Bahnhof gerollt? Wieviel Fisch verträgt ein nüchterner Magen? Isst man Matjes wirklich, in dem man ihn am Schwanz hält und in den weit aufgesperrten Mund gleiten lässt? Wie fährt es sich auf einem echten Hollandrad? Bläst einen der Wind nicht weg? Wieso mahlen die Holländer Wind? Und sehen echte Holländer dann auch aus wie SIMS? Schreien Sie daheim auch immer herum, oder machen sie das nur im Skiurlaub?
Ich werde es in spätestens zwei Wochen wissen, ihr auch, wenn ihr fleissig mitlest. Da lesen manchmal fade ist, wird es auch Bilder geben! Und Tondokumente bzw. kleine Radiobeiträge der Expedition "The zwarte Piet in Holland". Hier auf noordzeefm.twoday.net...und bei Hochschulradio Aachen.

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